Wie viel Athletik braucht’s zum Schwimmen?

by Monika Zilliken (CvD/bas)
Schnell im Wasser? Nicht nur eine alleinige Sache reinen Wassertrainings Foto: © BilderKiste, MZ

Ein Schwimmer an Land

(CvD/bas) Ich werd‘s wohl nie vergessen. Kaum dass ich einen Fuß als Sportstudentneuling in die Turnhalle gesetzt hatte, attestierte mir die Dozentin auf den Kopf zu: „Aha, eine Schwimmerin!“ Moment mal! Wie konnte sie dies, ohne mich zu kennen, das Semester fing ja gerade erst an, es war die erste Stunde? Nun, auch wenn ich nicht zu den extremen Fällen zählte, einen Schwimmer an Land …, das erkennt man meist ziemlich schnell: Laxe Körperhaltung, ganz nach dem Motto „Körperspannung, was ist das?“, der runde Rücken, nach vorn fallende Schultern, Gesäßmuskeln, die man suchen muss und häufig genug ein Gangbild, bei dem jeder Physiotherapeut nach Gangschule schreien möchte. Ein Bild, welches man in vielen Schwimmvereinen immer wieder sieht. Mal mehr, mal weniger ausgeprägt.

Schnell im Wasser – trotz oder gerade wegen körperlicher „Nachteile“?

Wie aber können diese Sportler – denn das sind sie ohne Zweifel – sobald sie im Wasser sind eigentlich so schnell und so leistungsfähig sein? Mit all diesen Dysfunktionen, mit all diesen körperlichen Nachteilen? Hat sie der Schwimmsport so „geformt“? Schwimmen sie gerade deshalb so schnell, als eine Folge selektiver Auslese? Oder sollte man sich die Frage stellen, um wie viel leistungsfähiger sie unter Umständen bei einer besseren athletischen Ausbildung sein könnten?

Einseitige Belastungsformen – Gefahr von Dysfunktionen

Schwimmen besticht wie die meisten Ausdauersportarten nun nicht unbedingt durch einen übergroße Varianz an Bewegungsabfolgen. Sie sind eher überschaubar und wiederholen sich typischerweise stetig. Der größte Unterschied liegt dann auch meist in der Länge der Strecke oder der Zeit über die diese schwimmspezifischen Bewegungen hinweg ausgeübt werden. Mit anderen Worten: es werden so gut wie immer die gleichen Muskelpartien belastet mit dem Ergebnis, dass sich diese im Vergleich zur nicht oder weniger geforderten Muskulatur überproportional entwickeln.

Training veranlasst den Körper zu muskulären und neurologischen Anpassungs- und Veränderungsvorgängen. An sich eine wunderbare Sache, ohne die keine Leistungssteigerung zu erzielen wäre, die sich allerdings auch ins Negative umkehren und zu Dysfunktionen führen kann. Wie man leider nur allzu oft beobachten kann. Denn mal ehrlich: Schwimmer zählen häufig genug nicht unbedingt zu den motorisch Beschlagensten, sobald sie sich außerhalb ihres Metiers bewegen.

Neutralisation von Dysfunktion an Land = mehr Effizienz und Leistung im Wasser

Dabei gibt es seit Längerem viele Beispiele im Bereich der Top-Schwimmer – international wie auch national –, die zeigen, dass ein Training außerhalb des Wassers sehr wohl zur Leistungssteigerung im Wasser beiträgt. Die Kunst besteht darin, den negativen Auswirkungen eines Nur-im-Wasser-Trainings entgegen zu wirken bzw. sie zu neutralisieren. Wir reden hier beileibe nicht von einem Krafttraining mit Gewichten. Allein schon die Neutralisation der Dysfunktionen wird dem Schwimmer zu mehr Effizienz und Leistung im Wasser verhelfen.

Wie? Das wollen wir in einem unserer nächsten Beiträge beschreiben.

Bildnachweis
© BilderKiste, Monika Zilliken

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